Flammen im Wind by Penelope Williamson

Flammen im Wind by Penelope Williamson

Autor:Penelope Williamson [Williamson, Penelope]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955307134
Herausgeber: Edel eBooks
veröffentlicht: 2015-05-18T16:00:00+00:00


Daman Rourke war noch immer zwei Glas Scotch von der Betrunkenheit entfernt.

Zum Glück war das ein Problem, mit dem der Schwamm ohne Schweißausbrüche fertig wurde, und das sogar spät in einer heißen Julinacht. Der Schwamm war der härteste Teil der Stadt – einige Blocks an der Girod Street in Flussnähe, wo die Prahmschiffer ihre Saufereien und Hurereien erledigten. Seit der Prohibition hatten die Spelunken und Saloons sich hinter Türen mit Gittern und Gucklöchern verkrochen, aber sie waren noch immer vorhanden und verkauften Fusel und Koks und Schmerz.

Sein Vater hatte sich zu seinen wildesten Touren immer in den Schwamm begeben, um dann so ungefähr am dritten Tag von Rourke wieder nach Hause geholt zu werden. Mit zehn Jahren hatte er einmal eine Gruppe von Frauen durchqueren müssen, die vor den schwingenden Gittertüren der Kneipe im Straßenkot knieten, während sein Vater drinnen auf dem mit Sägespänen bedeckten Boden in einer Kotzelache seinen Rausch ausschlief. Die Frauen, ihrem Aussehen nach allesamt Matronen aus dem Garden District, sangen Lieder über Enthaltsamkeit und Jesu Licht und verteilten weiße Bänder, die als Gelöbnis der Reinheit und als Schutz vor alkoholischen Getränken galten. Sie hatten auch Daman Rourke eins geben wollen, aber der hatte sich mit gesenktem Kopf durch die Gruppe hindurchgedrängt und sie nach besten Kräften ignoriert. Er hätte gerne geglaubt, dass Besserung und Erlösung, über die sie sangen, möglich seien, aber er war bereits eines Besseren belehrt worden.

Er schlenderte jetzt über dieselbe Straße, auf Beinen, die ein wenig zu wackelig waren, und mit einem Kopf, in dem illegaler Schnaps und harte Erinnerungen durcheinander schwammen. Er steuerte ein ganz besonderes Ziel an, aber zuerst wollte er nur noch einen Scotch zwischen sich und die Betrunkenheit legen. Noch einen und mehr nicht, denn er hatte eine Grenze – ja, er konnte jederzeit anhalten. Und wenn er nicht anhielt, na, dann würde er eben neue Gründe suchen müssen, aus denen er sich selbst hassen könnte, wenn ihm die alten nicht mehr reichten.

Obwohl der Sturm sich gelegt hatte, strömte das Wasser weiterhin durch den Rinnstein und Wasser tropfte von Dachbalken und aus Regenrinnen. Der Nachthimmel hatte sich geklärt und der Mondsichel einen gelben Ring wie einen Heiligenschein verpasst. Rourke durchquerte eine nach Katzenpisse stinkende Gasse, stieg die krumm getretene Hintertreppe einer baufälligen viktorianischen Mietskaserne hinauf und betrat durch ein Loch in der Wand etwas, das sich Konzert-Saloon nannte, weil es dort eine Tanzfläche und Leute gab, die sich als Musikkapelle ausgaben.

Er ging zum Tresen, der nur aus einem groben Brett bestand, das über Fässer gelegt worden war. Er fing den Blick einer Biermelkerin auf, einer Frau, die für jedes Getränk, das sie verkaufte, eine kleine Summe bezog und ihr Einkommen mit Besuchen in den oberen Zimmern erweiterte. Solche Besuche kosteten drei Dollar.

Der Schnaps, den die Frau ihm brachte, sah aus wie ein Pferdeeinreibemittel und schmeckte auch so, aber er trank trotzdem. Als er das leere Glas auf den Tresen stellte, fiel sein Blick auf sein Spiegelbild in einem Spiegel mit einer Reklame für Carters Kleine Leberpillen. Es überraschte ihn nicht weiter, dass ihn von dort sein Vater anstarrte.



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